Für immer getrennt

Für immer Getrennt

Gezeugt mit roher Gewalt
nahm ich nach gelungener Befruchtung
meinen kleinen Raum
am Theaterplatz deines Lebens ein.
Verbunden mit dem Herzschlag
deines mütterlichen Daseins
und abhängig vom Überleben erbarmungsloser Tyrannei
durchlebte ich Monat für Monat mit dir
die unausweichliche Herrschaft väterlicher Gewalt
in meinem Lebensraum.
Unaufhaltsam den Schlägen und Tritten ausgesetzt,
wirbelte ich am seidenen Faden
meiner Nabelschnur des Lebens
durch die Wogen rasender Wut.
Verzweifelt und wehrlos
im Kampf um Macht und Befehlsgewalt
habe ich qualvoll um mein Leben gekämpft.
Doch all dein nutzloses Ausharren
aus Angst vor neuen Schrecklichkeiten
werden nur wir teuer bezahlen
und die bittere Erfahrung machen,
dass die Lichter der letzten Station Hoffnung erloschen sind
und mit ihr meine Lebensflamme.
Vielleicht wirst du es überleben, geliebte Mutter
doch am Knotenpunkt der Entscheidung
Leben oder Sterben
möchte ich heimgehen mit meinem Schutzengel,
denn meine Aufgabe
hier auf Erden ist erfüllt.
Und so wurde ich geboren,
um dir zu zeigen,
dass du dich nicht der Gewalt
skrupelloser entmenschter Kreaturen beugen darfst.
All meine Höllenqualen
auf der Schauspielbühne der Gewalt
werden in der Zukunft
eine neue Brutstätte
für neue embryonale Dramen sein,
wenn du aufgibst.
Kapituliere nicht vor erbarmungsloser Gewalt,
resigniere nicht aus Hilflosigkeit
beuge dich nicht unmenschlichem Wahnsinn,
sondern kämpfe für den Schutz deines Lebens.
Flüchte vor den Schlägern
und Raubmördern deines Lebens
und suche den Weg, der dir Schutz
für dein Leben bieten muss,
damit du überleben kannst.
Erst, wenn dein Lebenssaft wieder fließt,
werden die Schatten der Vergangenheit
im strahlenden Glanz des Lichts
dich zu meiner Ruhestätte geleiten,
um für immer Frieden zu finden,
denn unsere Liebe überdauert selbst meinen Tod.

© Bea Anders

Dieser Text ist allen Frauen gewidmet, die durch massive Gewalt ihre ungeborenen Kinder verloren haben. Er ist ein Aufruf an all die Frauen, die ihren Kampfgeist verloren haben aus Angst, Verzweiflung und Hilflosigkeit. Steht auf und erkämpft euch euer Leben zurück, denn es gibt da draußen Menschen, die euch die Hand reichen. Ihr müsst nur nach ihnen greifen. Und so berichte ich hier als eines der überlebenden Kinder. Doch zurückgeblieben sind die „Blauen Flecken auf der Seele“.

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